Unsere Fragen beantwortete Simon Köhl, Gründer Serlo Education e.V. und Co-Projektleitung im Förderprojekt "LENABI2: Frei lizenzierte Lernmaterialien für die Schule".
24.08.2023: Aktuell befinden sich rund 40 Forschungs- und Entwicklungsprojekte in der zweijährigen Umsetzungsphase. Die Projekte entwickeln untereinander kompatible Lern- und Lehrangebote für das Ökosystem von “Mein Bildungsraum”. Was sind ihre Ziele und welche Herausforderungen haben sie auf dem Weg dorthin zu bewältigen? Wir haben für Sie bei den Projekten nachgefragt.
Simon Köhl: Mit unserem Projekt LENABI wollen wir dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler in Deutschland immer und überall kostenlosen Zugriff auf den kompletten Schulstoff und diverse Übungsmöglichkeiten haben. Um das zu erreichen, binden wir in einem ersten Schritt das umfangreiche Angebot unserer Lernplattfor serlo.org – inklusive 20.000 interaktiver, kostenloser und frei lizenzierter Lernmaterialien (Open Educational Resources, OER) – an die nationale Bildungsplattform an.
Ergänzend entwickeln wir einen intuitiven Web-Editor inklusive Redaktions-Programm und Supportstrukturen, mit dem Lernmaterialien erstellt und bearbeitet werden können. So können Lehrende in vernetzten Lernumgebungen als Autorinnen und Autoren selbst aktiv werden.
Der dritte Baustein unseres Projekts ist der Beitrag zu einem einheitlichen Datenstandard für digitale, interaktive und multimediale Lernmaterialien. Dafür arbeiten wir mit einem breiten Konsortium aus staatlichen und wissenschaftlichen Institutionen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Unternehmen zusammen. Durch den Datenstandard sollen digitale Lernmaterialien besser und häufiger Schul- und Bundesland-übergreifend ausgetauscht werden können.
Simon Köhl: Die vielen unterschiedlichen Programme, die es speziell für die Erstellung, Verteilung und Verwaltung von Bildungsinhalten, sogenannte Learning Management Systeme (LMS), in der Schullandschaft gibt sowie die vielen unterschiedlichen technischen Standards für Lernmaterialien machen es sehr aufwendig, unser Angebot breit zur Verfügung zu stellen. Wir hoffen, dass dies mit “Mein Bildungsraum” einfacher wird. Eine weitere Herausforderung ist es, Lernmaterialien zu den entsprechenden Lehrplänen zuzuweisen. Durch das föderale System gibt es sehr viele Lehrpläne, die darüber hinaus nicht einheitlich digital und über Schnittstellen zu den Offenen Daten (Open Data) verfügbar sind.
Simon Köhl: Nach der initialen Entwicklung der technischen Schnittstellen, Autorinnen und Autoren-Tools sowie Datenstandards, wird die wichtige und viel größere Aufgabe sein, den Nutzen der Lernplattform zu vermitteln. Erst dann erreichen wir die Schülerinnen und Schülern und können einen echten Mehrwert schaffen. Mit aktuell über 20.000 Lernmaterialien auf unserer Lernplattform serlo.org und derzeit 1 Millionen Nutzende pro Monat bieten wir bereits die meist genutzte Sammlung frei lizenzierter, digitaler, interaktiver und multimedialer Lernmaterialien im deutschsprachigen Raum. Darauf wollen wir aufbauen, unser Angebot stark ausbauen und über die nationale Bildungsplattform noch viel mehr Lernenden und Lehrenden zugänglich machen.
Simon Köhl: Im Ergebnis erhoffen wir uns einen einfacheren und komplett kostenfreien Zugang zu hochwertigen, digitalen Bildungsangeboten für alle Menschen und in allen Lebenslagen. Durch einheitliche technische Standards, zentrale Kerninfrastruktur und Open Data können wir starke Synergien zwischen unterschiedlichen Anbietern schaffen. Gleichzeitig sehen wir das Potenzial, dass durch den Fokus auf den Vernetzungsgedanken auch Vielfalt und Dezentralität erhalten bleiben.