Jump to content

Synapse im Interview

Unsere Fragen beantwortete Laura Nagel, Leiterin der LDE GmbH & Co. KG.

Aktuell befinden sich rund 40 Forschungs- und Entwicklungsprojekte in der zweijährigen Umsetzungsphase. Die Projekte entwickeln untereinander kompatible Lern- und Lehrangebote für das Ökosystem von „Mein Bildungsraum“ als Vernetzungsinfrastruktur für Bildung. Was sind ihre Ziele und welche Herausforderungen haben sie auf dem Weg dorthin zu bewältigen? Wir haben für Sie bei den Projekten nachgefragt.

Was ist der Mehrwert Ihres Projektes und was hebt Sie von anderen Projekten in dem Fachgebiet ab?

Laura Nagel: Die große Herausforderung für Schulen bei der Nutzung digitaler Inhalte besteht heute darin, dass die Lernmedien und Ressourcen vielfältig und vor allem verstreut sind. Um die Vielfalt der Lernmedien nutzen zu können, müssten alle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte über Zugangscodes zu zahlreichen Plattformen verfügen, was äußerst komplex ist.

Das von uns geförderte Projekt zielt darauf ab, diese Schwierigkeit zu überwinden. Wir entwickeln eine Möglichkeit, die die Auswahl, die Zuweisung und die Verwaltung zahlreicher digitaler Ressourcen (kostenfrei oder kostenpflichtig) auf zentralisierte Weise ermöglicht. Um einen pädagogischen Mehrwert zu erzeugen, ist hier einer der Bausteine die sogenannte Granularisierung von digitalen Büchern. Sie soll es Lehrenden ermöglichen, auf einzelne Elemente von Büchern zuzugreifen und diese in ihren Unterricht zu integrieren und zu kombinieren.

Seit wann gibt es Ihr Projekt und wie haben Sie gestartet?

Laura Nagel: Das Projekt Synapse befindet sich seit 2020 im Aufbau. Es ist 2020 als KLUG (Kenntnisse leicht und genial) gestartet und wurde dann im Zuge der Umsetzungsphase zu Synapse umbenannt. Die Firma LDE GmbH & CO. KG ist bereits seit 2006 eine Buchhandlung, deren Mehrwert darin besteht, die gedruckten Medien aller Verlage in Deutschland bestellen und verwalten zu können. Parallel zur rasanten Entwicklung der digitalen Werkzeuge und der digitalen Ressourcen verfolgen LDE und das Synapse-Projekt das Ziel, die Auswahl, Bestellung und Verwaltung digitaler Ressourcen auf demselben Niveau und mit denselben Möglichkeiten zu zentralisieren wie die Bestellung und Verwaltung gedruckter Schulbücher und Materialien – immer mit dem Blick darauf, pädagogischen Mehrwert zu schaffen. 

Was sind aktuell die größten Herausforderungen?

Laura Nagel: Das Projekt ist komplex und umfasst zahlreiche Aspekte im Bereich digitaler Bildungsangebote. Eine Herausforderung stellt dabei die Granularisierung der Inhalte dar, die durch eine stärkere Kooperation der Content-Anbieter erleichtert werden könnte.

Diese Problematik ist nicht neu und spiegelt die bestehenden Herausforderungen auf verschiedenen Ebenen wider: von der politischen Gestaltung über die Zusammenarbeit mit Content-Anbietern bis hin zu technischen Fragen der Umsetzung.

Die föderale Struktur der Bildungspolitik in Deutschland erhöht die Komplexität einer zentralisierten Einführung digitaler Lernangebote. Dies hat bisher dazu geführt, dass die Prozesse zur Beschaffung und Verwaltung digitaler Ressourcen noch nicht optimal gestaltet sind. „Mein Bildungsraum“ bietet jedoch die Chance, diese Hürden gezielt zu identifizieren und an Lösungen zu arbeiten.

Was war Ihr bisher größtes Erfolgserlebnis?

Laura Nagel: Die Erfolgserlebnisse mit Synapse sind alle kooperativen Errungenschaften wie die Anbindung an „Mein Bildungsraum“ und einige Machbarkeitsnachweise unserer Recherchearbeit. Der Fakt, die Ideen in die Tat umzusetzen und zu sehen, dass daraus wirklich „etwas wird“, ist der größte Erfolg.

Was motiviert Sie, wenn es gerade nicht so richtig vorangeht?

Laura Nagel: Dieses Projekt ist eine Investition in die Zukunft: Es trägt dazu bei, die tägliche Arbeit der Lehrkräfte im Hinblick auf die Integration digitaler Medien zu erleichtern. Synapse ist ein echter Beitrag zur Schule von morgen und für den Erfolg aller Schülerinnen und Schüler.

Was planen Sie in dem Projekt für die Zukunft?

Laura Nagel: Langfristig soll das Projekt die Integration und Granularisierung beliebiger digitaler Buchformate ermöglichen. Dabei spielt die Qualität des Datentransfers und der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren eine entscheidende Rolle.

So wird derzeit an der Qualität der Metadaten gearbeitet, damit die bei den Verlagen bestellbaren Bücher ohne zusätzliche Kosten und Datenverluste auf der Plattform verfügbar sind und den Lehrkräften für den pädagogischen Einsatz zur Verfügung gestellt werden können.

Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit mit den Verlagen, aber auch mit der von den Schulen häufig verwendeten Verwaltungssoftware wie moodle oder itslearning. Diese Zusammenarbeit wird in den nächsten Monaten im Vordergrund stehen. Ziel ist es, allen Bildungsakteuren (Content-Lieferanten, Schulen, Schulträgern) die Kommunikation rund um Bildungsinhalte zu erleichtern. Das gilt für den Prozess der Auswahl, über die Beschaffung bis zum pädagogischen Einsatz.

Was erwarten Sie von einer digitalen Vernetzungsinfrastruktur für Bildung bzw. „Mein Bildungsraum“?

Laura Nagel: Ich wünsche mir, dass es mit „Mein Bildungsraum“ endlich eine deutschlandweite Initiative gibt, die Lernende, Lehrende und Bildungsangebote zusammenbringt und eine einzige, zentrale Anlaufstelle für alle Lernenden während ihres gesamten Lebens darstellt. Dies wäre ein großer Schritt nach vorne für die Bildung in Deutschland, erfordert aber eine bundesweite Kommunikation, um den Mehrwert dieser Initiative allen Akteuren zu vermitteln und sicherzustellen, dass das Angebot an „Mein Bildungsraum“-Ressourcen und die Vernetzung so groß wie möglich ist.