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IT´s JOINTLY im Interview (Themen-Fokus: Künstliche Intelligenz)

Unsere Fragen beantworteten Annett Zobel, Vorständin edu-sharing.net e.V. Matthias Luderich, Leiter Geschäftsfeld Bildung Dataport AöR, für das Förderprojekt "IT´s JOINTLY: OER-Lerninhalte besser kuratier- und auffindbar machen".

14.06.2023: Im Rahmen von “Mein Bildungsraum”, verstanden als digitale Vernetzungsinfrastruktur für Bildung, werden verschiedene Vorhaben gefördert, die Künstliche Intelligenz (KI) einsetzen. Diese Projekte zielen unter anderem darauf ab, die Auffindbarkeit von Bildungsinhalten zu verbessern und Empfehlungen passend zu den Suchkriterien der Nutzenden zu machen.

In dem Projekt Search&Connect (SCB2) werden beispielsweise KI-Methoden mit einer anwendungsfreundlichen Benutzeroberfläche kombiniert, um einen individuellen und dynamischen Lerngraph zu erstellen. Das Projekt E365 Maverick arbeitet daran, selbstlernende Verfahren zur Verbesserung von Lernpfaden und einem individuellen Empfehlungsservice einzusetzen. Die Projekte Cor-metasu und IT`s JOINTLY liefern die technischen Grundlagen zur Auffindbarkeit, Auswahl und Integration von Metadaten in Bildungsangeboten, die für den erfolgreichen Einsatz von KI-Methoden notwendig sind.

Einblicke in das Projekt IT´s JOINTLY finden Sie in folgendem Interview.

Was ist der Mehrwert Ihres Projektes und was hebt Sie von anderen Projekten in dem Fachgebiet ab?

Annett Zobel: Künstliche Intelligenz (KI) und der zunehmende Einsatz vernetzter Bildungsinfrastrukturen stellen Anbieter von Bildungsinhalten wie Fach- und Berufsgesellschaften, wissenschaftliche und verbraucherschützende Organisationen, Ministerien und andere relevante Akteure vor großen Herausforderungen. Damit ihre Wissens- und Bildungsinhalte künftig gefunden und genutzt werden können, müssen sie systematisch gesammelt, strukturiert, maschinenlesbar standardisiert sowie deren Qualität gesichert sein.

Die von IT's JOINTLY weiterentwickelte Software edu-sharing wird diese Akteure dabei unterstützen, Inhalte in Bildungs- und Wissensnetzwerke sowie technische Assistenten für ihre Zielgruppen bereitzustellen. Neben einer Redaktionsumgebung und klassischen Suchfunktionen werden automatisch generierte Themenseiten entwickelt, die sich selbständig aktualisieren und kontinuierlich durch eine Redaktion überwacht werden können. Gleichzeitig trägt diese Überwachung und Korrektur zur Schulung von KI-Systemen bei, damit diese künftig sachrichtigere und relevantere Antworten liefern können.

Außerdem möchten wir mit unseren vielfältigen Erfahrungen Standards für die technische Lizensierung digitaler Bildungsmedien entwickeln und so einheitliche Formate für den Datenaustausch festlegen.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen im Projekt?

Matthias Luderich: Für die Entwicklung offener und kooperativer IT-Systemlandschaften ist das bildungspolitische System in Deutschland in einigen Aspekten herausfordernd. Ein Beispiel hierfür ist der Schulbereich. Hier sollen Bildungsinhalte den Lehrplänen zugeordnet werden. Allerdings sind nur wenige der länderspezifischen 16 Lehrplanvarianten in maschinenlesbarer Form verfügbar. Und selbst wenn sie es sind, unterscheiden sie sich in der verwendeten Terminologie. Auch bei Standardisierungsprozessen im pädagogischen Teil des Bildungssystems gibt es in Deutschland bisher keinen guten Ansatzpunkt - etwa bei der Entwicklung abgestimmter Klassifikationen. Dadurch bleibt dieser Bereich bei der Digitalisierung weit hinter anderen Bereichen des öffentlichen Sektors zurück.

Dies stellt natürlich auch eine technische Herausforderung dar. Ähnlich wie bei den Lehrplänen werden weitere qualitätsgesicherte, maschinenlesbare Ordnungssysteme und entsprechende Standards benötigt. Es ist erforderlich, dass viele Akteure in der Gesellschaft, die Bildungs- und Wissensinhalte bereitstellen oder pflegen, miteinander vernetzt werden. Nur dann können konsensfähige oder zumindest austauschbare Ordnungssysteme bereitgestellt und verschlagwortete Bildungsinhalte sowie deren Metadaten maschinenlesbar in die digitalen Vernetzungsinfrastrukturen im Bildungsbereich integriert werden.

Was war Ihr bisher größtes Erfolgserlebnis seit Beginn des Projektes?

Matthias Luderich: Das Projektteam arbeitet derzeit an der Entwicklung von automatisch generierten und selbstaktualisierenden Themenseiten. Diese Seiten sollen einerseits KI-generierte Inhalte und Antworten enthalten und andererseits verfügbare Inhalte und Angebote in Bildungs- und Wissensnetzwerken bündeln. Zu diesem Zweck arbeitet das Team an Software-Programmen, die passende Inhalte von renommierten Webseiten automatisch durchsuchen und sammeln können, sogenannte generische Crawler.

Was planen Sie in dem Projekt für die Zukunft?

Annett Zobel: Wir haben bereits relevante Akteure aus allen Bildungsbereichen identifiziert, die ihre Wissens- und Bildungsinhalte an die neuen Anforderungen vernetzter KI-basierter Infrastrukturen anpassen müssen. Derzeit erproben wir mit einer ersten Berufs- und Fachgesellschaft Ansätze, wie wir deren Inhalte in maschinenlesbaren Formaten und Ordnungsstrukturen anbieten können und bereiten weitere Akteure auf den Prozess vor. Zudem entwickeln wir die bestehende Redaktionsumgebung weiter und erproben automatisch generierte und sich selbst aktualisierende Themenseiten, die von Redaktionen konfektioniert werden können. Für jedes Fachgebiet und Thema suchen wir renommierte Personen und Organisationen, die ihren Beitrag leisten möchten, dass zukünftige KI-basierte Netzwerke für Bildung und Wissenstransfer sachlich korrekt und ethisch genutzt werden können.