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KoKoN2 im Interview

Unsere Fragen beantwortete Prof. Dr. Thomas Köhler, Professor für Bildungstechnologie an der Technischen Universität Dresden, für das Förderprojekt "KoKoN2: Methodenkoffer für fachkundige Kooperationen".

13.07.2023: Aktuell befinden sich rund 40 Forschungs- und Entwicklungsprojekte in der zweijährigen Umsetzungsphase. Die Projekte entwickeln untereinander kompatible Lern- und Lehrangebote für das Ökosystem von “Mein Bildungsraum”. Was sind ihre Ziele und welche Herausforderungen haben sie auf dem Weg dorthin zu bewältigen? Wir haben für Sie bei den Projekten nachgefragt.

Was ist der Mehrwert Ihres Projektes und was hebt Sie von anderen Projekten in dem Fachgebiet ab?

Prof. Dr. Thomas Köhler: Ziel unseres Projektes “KoKoN2 – Kompetente Kollaboration im Netzwerk” ist es, Lehrenden einen einfachen und sicheren Zugang zu qualitativ hochwertigen und didaktisch aufbereiteten Lehr- und Lernmethoden zu ermöglichen. Die Besonderheit des Projektes liegt darin, dass das Angebot als Methodenkoffer konzipiert wurde. Über den Methodenkoffer, gepaart mit den hinterlegten Kompetenzprofilen, können sich die Lehrenden anhand ihrer Interessen und Fähigkeiten vernetzen und zu Anwendung oder Weiterentwicklung didaktischer Methoden für die digitale Lehre austauschen. Der Mehrwert: Lehrende können – ausgestattet mit der nötigen Kompetenz – die Hochschullehre digital, kollaborativ und selbstsicher gestalten. Im besten Fall entstehen so innerhalb der eigenen Einrichtung, aber vor allem auch über die Grenzen der eigenen Hochschule hinaus, deutschlandweite Lehrkooperationen.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen im Projekt?

Prof. Dr. Thomas Köhler: Die Pandemiejahre haben uns die Herausforderungen der Digitalisierung und der digitalen Transformation in der Bildung und insbesondere der Hochschullehre sehr stark vor Augen geführt. Ausfallende Präsenzveranstaltungen haben Lehrende dazu gezwungen, sich schnell auf digitale Formate umzustellen. Diese wurden nicht immer ohne weiteres akzeptiert. Zudem haben oft die Organisationsmodelle für hochschulübergreifende Lehrkooperationen gefehlt. Neben einzelnen strukturierten Ansätzen zog dies auch verschiedensten ad-hoc Maßnahmen und viele technische, inhaltliche und didaktische Herausforderungen für Lehrende und Lernende nach sich. Andererseits hat dieser Zwang in vielen Bereichen mittlerweile auch gezeigt, welches Potential in der Digitalisierung von Bildungsangeboten und Lehrveranstaltungen liegt. Dieses Potential wollen wir nutzen und damit die Kompetenzen Lehrender durch geeignete Kooperationsmechanismen und neue Organisationsmodelle, die einen institutionsübergreifenden Austausch fördern, weiterentwickeln. Wie genau solche Kooperationen durch die Nutzung einer digitalen Vernetzungsinfrastruktur und unter Verwendung bestehender Systeme abgebildet werden können, ist eine besondere Herausforderung des Projektes.

Was war Ihr bisher größtes Erfolgserlebnis seit Beginn des Projektes?

Prof. Dr. Thomas Köhler: Unser bisher größter Erfolg war eine von uns durchgeführte Online-Befragung unter Lehrenden der AKAD Stuttgart und der TU Dresden. Dabei zeigten sich drei zentrale Ergebnisse von hoher Relevanz für unser Projektvorhaben: Erstens: Die Intensivierung digitaler Lehre hat unter dem Einfluss der Corona Pandemie zweifelsohne signifikant und binnen kürzester Zeit Fahrt aufgenommen. Die Befragung zeigte, dass diese Intensivierung kein Übergangsphänomen bleiben wird, sondern Lehrende sich nach den nunmehr zwei Jahren Erfahrung mit digitalen Lehrformaten eine Rückkehr zu reiner Präsenzlehre nicht mehr wünschen. Stattdessen sprechen sie sich überwiegend für Mischformen hybrider Präsenz- und Digitalformate aus. Zweitens zeigt sich, dass sich durchaus auch erfahrene Lehrende Unterstützung beim Methodeneinsatz in digitalen Lehrszenarien, die doch einen Unterschied zur vielfach gewohnten Präsenzlehre aufweisen, wünschen. Drittens wird deutlich, dass es wichtig ist, sich bei der Auswahl und beim Einsatz geeigneter Methoden auszutauschen und zusammen zuarbeiten. Die Mehrheit der Befragten kooperiert bereits mit anderen Lehrenden. Es besteht dennoch der Wunsch, mehr Unterstützung beim Finden von potenziellen Kooperationspartnern zu erhalten.

Die im Projekt KoKoN2 geplante Unterstützung von Lehrkooperationen trifft also offenkundig einen unzureichend gedeckten Bedarf.

Was motiviert Sie, wenn es mit dem Projekt gerade nicht so richtig vorangeht?

Prof. Dr. Thomas Köhler: Eine große Motivation ist zu wissen, dass sich viele Lehrende Unterstützung dabei wünschen, Kooperationen zu didaktischen Methoden in der (digitalen) Lehre zu finden. Wir arbeiten daran, genau dies zukünftig über “Mein Bildungsraum” anzubieten. Es ist gut zu wissen, dass durch die Vernetzungsinfrastruktur Lehrende in ganz Deutschland erreicht werden können. Damit vergrößert sich die Reichweite unserer bisherigen universitätsinternen Angebote zu Methodenkoffern für die Lehre um ein Vielfaches.