Veranstaltungsrückblick: Per Einmalanmeldung bundesweit auf alle Bildungsangebote zugreifen
Experten tauschen sich über technische Standards im Schulsektor aus
Eine föderale Anmeldung für unterschiedliche Bildungsanwendungen für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler in allen Bundesländern – um die Weichen für dieses Bestreben zu stellen, trafen sich am 19. Januar 2023 rund 60 Expertinnen und Experten aus allen Regionen Deutschlands mit dem Projektteam der Vernetzungsinfrastruktur. Im Rahmen eines Werkstattgesprächs wurde über technische Standards beim Identitätsmanagement im Bereich Schule diskutiert und Standardisierungsbedarfe und -potenziale identifiziert.
Beth Havinga, Expertin für Identitätsmanagement und DIN-Verfahren, wurde aus Australien zugeschaltet und eröffnete den Teilnehmenden die internationale Perspektive zum Thema. Die ernüchternde Erkenntnis: Deutschland liegt bei Standardisierungsvorhaben im Bereich Identitätsmanagement hinter anderen europäischen Ländern und im weltweiten Vergleich zurück.
Welche Projekte und Lösungen es in den einzelnen Bundesländern bereits gibt, stellten anschließend verschiedene länderspezifische Projekte im Bereich Identitätsmanagement (Identity Management, IdM) vor. Dabei wurde der allgemeine Wunsch nach einer einheitlichen Lösung und Zusammenarbeit deutlich.
Diese einheitliche Lösung strebt das Projekt VIDIS an. Tobias Marx, IT-Architekt von VIDIS, gab zusammen mit Dr. Boris Heithecker von der Landesinitiative n21 Einblicke zu einer geplanten Schnittstelle für den Abruf von Kontextdaten für Bildungsmedienanbieter.
Mit welchen Herausforderungen wir es zu tun haben, wenn wir beispielsweise unterschiedliche Daten vergleichbar machen wollen, fasste Sebastian Sklarß von der INIT AG für digitale Kommunikation zusammen. Er sprach über sogenannte XÖV-Vorhaben von der Koordinierungsstelle für IT-Standards zum Thema Interoperabilität im Datenaustausch und Identitätsmanagement. Die Abkürzung XÖV steht für XML-Vorhaben in der öffentlichen Verwaltung. Sklarß erklärte, mit welchen standardisierten Informationen beispielsweise die Meldedaten von Bürgerinnen und Bürgern oder die Informationen von Inhabenden des europäischen Zertifikats eIDAS (deutsch: elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen) bundesweit vergleichbar gemacht werden können.
Aufbauend auf diesen fachlichen Input fanden sich die Teilnehmenden anschließend zusammen, um über Themen und Fragen der Standardisierung zu debattieren. Deutlich wurde vor allem die Komplexität und Vielschichtigkeit des Themas. Es gibt zahlreiche Aktivitäten mit diversen fachlichen Schwerpunkten wie Onlinezugangsgesetz (OZG), Governance (verstanden als Handlungskoordination und Steuerung im Bildungssystem), Pädagogik oder Verwaltung. Der Wunsch besteht, gemeinsam darauf aufzubauen und die Chance zu nutzen, Bildung durch Standardisierung voranzubringen.
In einem nächsten Schritt sollen dafür gemeinsam vertretbare Basisinfrastrukturen geschaffen werden, die notwendige Standardisierungsprozesse unterstützen. Um damit erfolgreich zu sein, braucht es eine langfristig gedachte Governance. Ein Ziel des Vorhabens “Mein Bildungsraum”, angekündigt als Nationale Bildungsplattform (NBP), ist es, die Weichen dafür zu stellen und diese Prozesse in Gang zu setzen.