19.01.2023: Aktuell befinden sich rund 40 Forschungs- und Entwicklungsprojekte in der zweijährigen Umsetzungsphase. Die Projekte entwickeln untereinander kompatible Lern- und Lehrangebote für das Ökosystem von “Mein Bildungsraum”. Was sind ihre Ziele und welche Herausforderungen haben sie auf dem Weg dorthin zu bewältigen? Wir haben für Sie bei den Projekten nachgefragt.
Was ist der Mehrwert Ihres Projektes und was hebt Sie von anderen Projekten in dem Fachgebiet ab?
Stefan Berntheisel: Mit Coding Labs erstellen wir Deutschlands erste Lernplattform, die es allen Menschen ermöglicht, browserbasiert programmieren zu lernen – frei zugänglich, barrierearm, interaktiv und sicher. Die darauf erstellten Inhalte können selbstständig, aber auch kollaborativ genutzt werden. Ein vergleichbares Angebot, das insbesondere die Ziele der Nationalen Bildungsplattform fokussiert, gibt es in Deutschland bisher noch nicht.
Seit wann gibt es das Projekt und wie haben Sie gestartet?
Stefan Berntheisel: Die Idee zu den Coding Labs beschäftigt mich eigentlich schon seit Jahren. Eben, weil es immer noch gewisse Barrieren gibt, um schnell und einfach mit dem Programmieren anfangen zu können. Wer beispielsweise seine ersten eigenen Programme schreiben will, muss dafür eine spezielle Software herunterladen und diese dann aufwendig installieren und konfigurieren. Auch sind Lehrmaterialen oft aus einer sehr technischen Perspektive geschrieben, die es nicht schafft, Menschen aus anderen Kompetenzfeldern für die Programmierung und Automatisierung von Prozessen zu begeistern.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen im Projekt?
Stefan Berntheisel: Allein der Umstand, dass in der heutigen Zeit weder Schulen noch Hochschulen in Deutschland über ein flächendeckendes Weiterbildungsangebot zum Programmieren verfügen – einem der wichtigsten digitalen Kompetenzen für den zukünftigen Arbeitsmarkt – zeigt den enormen Handlungsbedarf der Coding Labs. Noch immer ist das Bewusstsein für jede Art von Programmieren oder Entwickeln von Algorithmen nicht in der Gesellschaft angekommen. Statt die digitale Welt zu gestalten, verharren wir oftmals im rein passiven, konsumierenden Status. Menschen sollten ein Grundverständnis für die Technik haben und ihr nicht einfach nur ausgeliefert sein.
Obwohl fast jeder ein Smartphone nutzt, haben immer noch viel zu wenige ein echtes Bewusstsein für die dahinterliegenden Prozesse, Algorithmen und Technologien. Sich diese anzueignen, benötigt sicher Zeit, ist aber auch keine Raketenwissenschaft.
Was war Ihr bisher größtes Erfolgserlebnis seit Beginn des Projektes?
Stefan Berntheisel: Das größte Erfolgserlebnis bisher war sicher, dass wir so viel positives Feedback auf das Projekt erhalten haben. Gerade auch im Austausch mit jungen Eltern bekommen wir viel Verständnis und Zuspruch, wenn es um den Aufbau von Weiterbildungsangeboten zum Thema Programmieren lernen geht.
Was motiviert Sie, wenn es mit dem Projekt gerade nicht so richtig vorangeht?
Stefan Berntheisel: Der Aufbau von digitalen Kompetenzen ist für Deutschland von fundamentaler Bedeutung. Gerade im globalen Wettbewerb. Unsere wirtschaftliche Stabilität ist unmittelbar mit dem Aufbau von digitalen Fertigkeiten verbunden. Es geht um die Arbeitsplätze von morgen. Diese zu schützen und weiterzuentwickeln, ist ein enormer Ansporn und hilft in Momenten, wo es vielleicht einmal nicht nach Plan läuft.