Aktuell befinden sich rund 40 Forschungs- und Entwicklungsprojekte in der zweijährigen Umsetzungsphase. Die Projekte entwickeln untereinander kompatible Lern- und Lehrangebote für das Ökosystem von “Mein Bildungsraum“ als Vernetzungsinfrastruktur für Bildung. Was sind ihre Ziele und welche Herausforderungen haben sie auf dem Weg dorthin zu bewältigen? Wir haben für Sie bei den Projekten nachgefragt.
Was ist der Mehrwert Ihres Projektes?
Helga Kleinen, Projektleitung Seitenstark e. V.: Seit 2003 engagiert sich Seitenstark für eine vielfältige, vernetzte Kindermedienlandschaft und das Recht aller Kinder und Jugendlichen auf hochwertige und partizipative Inhalte im digitalen Bereich. Ziel des KUCOBINA-Verbundprojektes ist es, qualitätsvolle Lernangebote für die non-formale Bildungsarbeit bereitzustellen, mit denen zugleich das schulische Lernen (Unterricht) enger mit dem außerunterrichtlichen und außerschulischen Lernen verzahnt werden können.
Hierfür bringen wir unsere langjährige Netzwerkarbeit, unsere interdisziplinäre Expertise und unsere kontinuierliche, fachlich-versierte Arbeit an guten Standards für digitale Kindermedien, die unter anderem in der Verleihung des SEITENSTARK-GÜTESIEGELS münden, ein. Thematisch vernetzen wir dabei qualitätsgeprüfte, multimediale Bildungsinhalte aus dem Internet von diversen, vielfach zivilgesellschaftlich organisierten Anbietern, die speziell für die Zielgruppe Kinder im Lesealter (bis ca. 13 Jahre) entwickelt wurden. Diese bereiten wir didaktisch so auf, dass sie auf “Mein Bildungsraum” mithilfe des Lernpfadfinders gefunden und von pädagogischen Fachkräften eingesetzt werden können. Darüber hinaus wollen wir auf wissenschaftlicher Ebene gemeinsam mit der TH Köln dazu beitragen, dass auch Kinder im Grundschulalter “Mein Bildungsraum” perspektivisch in einer geeigneten Form nutzen können.
Sie sind ein Verbundvorhaben mit zwei Partnern – Was ist Ihr Erfolgsrezept, um sich zu koordinieren und gut abzustimmen?
Helga Kleinen, Projektleitung Seitenstark e. V.: Unser Projektbeginn zum 1. November 2023 war deutlich später als bei den meisten anderen Vorhaben. Deshalb stehen wir noch am Anfang. Aber aufgrund der kurzen Projektlaufzeit bis März 2025 ist schon jetzt klar: Wir müssen die Dynamik aus den ersten Monaten nun mitnehmen und beibehalten. Der Arbeitsplan für das Jahr 2024 ist “sportlich”. Das Tolle: Alle arbeiten gemeinsam hochmotiviert, agil und ergebnisorientiert.
Prof.Dr. Friederike Siller, Projektleitung TH Köln: Als Verbundpartner sind wir mit dem Institut für Medienforschung und Medienpädagogik (IMM) an der TH Köln in dem Vorhaben für die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation und für die Bearbeitung der Forschungsfragen zuständig, die sich insbesondere auf die Zielgruppe Kinder als potenzielle Nutzende von “Mein Bildungsraum” konzentrieren. Wir können auf eine langjährige Zusammenarbeit mit Seitenstark aufbauen und deshalb schnell den passenden organisatorischen Rahmen für die Zusammenarbeit und Kommunikation schaffen. Vor allem können wir auch auf ein gemeinsames pädagogisches und mediendidaktisches Grundverständnis setzen, das in der langjährigen vertrauensvollen Zusammenarbeit entwickelt wurde.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen im Projekt?
Prof.Dr. Friederike Siller, Projektleitung TH Köln: Durch die kurze Laufzeit des Vorhabens müssen zahlreiche Prozesse parallel angestoßen und zum Ende der Laufzeit gut zusammengeführt werden, um die gesetzten Ziele zu erreichen und Ergebnisse zu sichern. Dabei sind umfangreiche Abstimmungsprozesse mit einer Vielzahl von Beteiligten erforderlich, die unterschiedliche Sichtweisen auf das Vorhaben mitbringen: Wir haben zum einen die Anbieterinnen und Anbieter der Kinderinternetseiten, die ihren Content zur Verfügung stellen. Zum anderen haben wir die Fachkräfte, die hohe Anforderungen an pädagogische Qualität haben und Richtlinien in ihren Bundesländern wie auch übergeordnete Kompetenzrahmen und Bildungspläne berücksichtigen müssen. Außerdem sind die technischen Anforderungen hoch und die Abstimmung beispielsweise über Schnittstellen und Metadatenstrukturen mit anderen Projekten angesichts der Komplexität des Gesamtvorhabens von “Mein Bildungsraum” herausfordernd. Die wissenschaftliche Begleitung muss bei all diesen Parallelprozessen involviert sein. Zudem sind eine Vielzahl an Fragen zur Zielgruppe Kinder zu behandeln, nicht nur unter medienpädagogischen Aspekten, sondern auch rechtliche Herausforderungen, insbesondere im Bereich Datenschutz und der Sicherheit unter Aspekten des Jugendmedienschutzes.
Was planen Sie für die Zukunft?
Helga Kleinen, Projektleitung Seitenstark e. V.: Zunächst geht es darum, die Arbeitsplanung in die Tat umzusetzen und die gesteckten Projektziele zu erreichen. Wir wollen damit einen Beitrag zum Gelingen des Gesamtvorhabens “Mein Bildungsraum“ leisten. Wir sind sicher, dass wir aus den vielen Kooperationen und Vernetzungsaktivitäten, die sich durch das Vorhaben eröffnen, weitere Ideen schöpfen und diese zukünftig auch einbringen und realisieren können. Gerade zur Frage, wie Kinder ab dem Grundschulalter von “Mein Bildungsraum” aktiv profitieren können, ist noch viel zu tun. Mit den aktuellen Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz müssen wir uns nicht nur über Veränderungen des Internets als Lernraum Gedanken machen. Lernen und Technologie werden immer enger miteinander verzahnt sein und wir müssen gerade für die Zielgruppe der Kinder gut überlegen, was das im Einzelnen für Chancen und Risiken beinhaltet. Wichtig ist uns eine direkte Beteiligung von Kindern an den Gestaltungsprozessen. Um das Lernen im 21. Jahrhundert qualitativ zu gestalten, werden aber nach wie vor an erster Stelle qualifizierte pädagogische Fachkräfte gebraucht. Dazu einen Beitrag zu leisten, ist ebenfalls Teil unserer Zukunftsplanung.
Was ist Ihr größter Wunsch an eine digitale Vernetzungsinfrastruktur für Bildung bzw. „Mein Bildungsraum“?
Prof.Dr. Friederike Siller, Projektleitung TH Köln: Wir brauchen neben der technischen Infrastruktur, die mit “Mein Bildungsraum“ aufgebaut wird, vor allem gute medienpädagogische und mediendidaktische Ansätze sowie angesichts der Komplexität der Plattform entsprechend klare Governance-Strukturen. Damit leisten wir einen Beitrag zur potentiellen Öffnung der Vernetzungsinfrastruktur auch für junge Menschen.